Der Psychiater, Philosoph und Soziologe Jakob Levy Moreno (1889 – 1974) entwickelt in Wien das Psychodrama und konzipiert es als ein triadisches System: Dieses umfasst die Gruppenpsychotherapie, die Soziometrie und das psychodramatische Spiel.
Ausgehend vom Prinzip der Begegnung kann der Mensch seine Interaktionen und zwischenmenschlichen Beziehungen in seinen jeweiligen Lebenslagen spielerisch erleben und ergründen. Durch die Einführung eines neuen Settings, der spontanen szenischen Prozessarbeit in der Gruppe, löst dieses Vorgehen einen Paradigmenwechsel in der Psychotherapie aus.
Bereits als Student (1910-1914) beginnt Moreno mit Kindern in Parkanlagen in Wien Märchen zu spielen. Zur selben Zeit leitet er Diskussionsgruppen mit Prostituierten am Spittelberg in Wien.
1918 gibt er die Zeitschrift «Daimon» heraus, in welcher Aufsätze und Gedichte von Ernst Bloch, Paul Claudel u.a.m. gedruckt werden.
1922 gründet Moreno das Stegreiftheater in Wien, welches bis heute existiert: Schauspieler improvisierten spontan aktuelle Themen oder Sketches und das Publikum war eingeladen mitzuspielen.
1925 wandert Moreno in die USA aus, gründet und leitet eine psychiatrische Privatklinik in Beacon, nahe New York. 1936 eröffnet er dort das erste Psychodrama-Theater Dieses wird heute von seiner Frau Zerka T. Moreno geführt. Neben eigenen Schriften publiziert er die Fachzeitschriften«Sociometry» und «Group Psychotherapy & Psychodrama».
1942 wird das Psychodrama-Institut in New York eröffnet. Beide Zentren, Beacon und New York ziehen Wissenschaftler und Therapeuten an, die später eigene gruppendynamische und psychotherapeutische Verfahren entwickeln wie Eric Berne, Fritz Pearls u.a.m.
1950 – 1974 Moreno und seine Frau Zerka stellen das Psychodrama in Europa, Lateinamerika und in den Länden des (damaligen) Ostblocks vor: 1954 findet zusammen mit Grete A.Leutz die erste Psychodrama-Demonstration in Deutschland anlässlich der Lindauer Psychiatrie-Woche statt.
1957 präsentiert Moreno in Zürich das Psychodrama am internationalen Gruppenpsychotherapie-Kongress vor, der 1931 von ihm und amerikanischen Kollegen-/innen ins Leben gerufenen Gruppenpsychotherapiebewegung.
Gründung IAGP – heute... 1973 wird von Moreno in Zusammenarbeit mit den Professoren A. Friedemann, Biel und R. Battegay, Basel, die Internationale Gesellschaft für Gruppenpsychotherapie, IAGP (International Association of Group Psychotherapy) gegründet.
Am 14.Mai 1974 stirbt Moreno in Beacon.
Er wünscht sich, der Nachwelt als derjenige in Erinnerung zu bleiben, «der das Lachen in der Psychiatrie eingeführt hat».
Seit 1975 Psychodrama und Soziometrie werden heute in Selbsterfahrung, Psychotherapie, Sozialpädagogik, Organisations- und Personalentwicklung eingesetzt. Weltweit entstehen neue Weiterbildungsinstitute und nationale Psychodrama-Gesellschaften. Kontinuierlich finden internationale Psychodrama-Kongresse statt.
Die Lebendigkeit und Inspiration von Psychodrama zeigt sich in vielfältigen Methoden, die daraus entwickelt oder davon beeinflusst werden: Familien- und Organisations-Aufstellungen, systemische Ansätze usw.